Ein Überblick über den österreichischen Fahrzeugmarkt
Ich suche derzeit nach einem Auto und wie vermutlich jeder Autokäufer habe ich mich vorab im Internet ein wenig zum Thema informiert. Dabei stößt man in beinahe jedem Artikel auf den Punkt, man solle auf keinen Fall einen Neuwagen kaufen. Also habe ich mir einen zwei Jahre alten Skoda Fabia angesehen. Letztlich war ich mir bei diesem Fahrzeug leider nicht sicher, ob es wirklich gut genug behandelt wurde und habe zu den beobachteten Problemen im Internet einige problematische Zukunftsszenarien gelesen.
Im Zuge dieser Recherchen und der Suche nach Alternativen stieß ich jedoch darauf, dass es das Aktionsmodell vom Skoda Fabia (Skoda Fabia 25) als Neuwagen bereits ab 11.000 Euro gibt - mit Parksensor und Wahlfarbe dann ab 12000. Bei meinem Gebrauchtwagen handelte es sich um einen Skoda Fabia Ambition mit diversenen Assistenzsystemen zum Neupreis von ca. 15000 Euro - gebraucht sollte dieser laut Ausschreibung bei einem Markenhändler noch 10500 Euro kosten. Ich bleibe hier bei den ausgeschriebenen Preisen, um Vergleichbarkeit herzustellen.
Letztlich sind mir die Fahrassistenzsysteme nicht wichtig, weshalb ebenso ein Skoda Fabia 25 infrage käme. Und so begann eine kleine Reise durch die Zahlen des österreichischen Automarkts, auf die ich euch hier mitnehmen möchte.
110.044 Gebrauchtwagen
Derzeit listet die österreichische Kleinanzeigen-Seite willhaben.at 110.044 Gebrauchtwagen auf. willhaben erlaubt die typischen Suchoperationen nach Fahrzeugtyp, Fahrzeugalter, Kilometerstand, Preis und etwas eingeschränkt auch nach Standort. Auf willhaben findet man Gebrauchtwagen aller Arten: alt, neu, klein, groß, mit und ohne Schaden, von privat und vom Händler. Das heißt, man sollte sich mit diesen Informationen auch einen Überblick über den österreichischen Fahrzeugmarkt verschaffen können.
In einem ersten Schritt habe ich dazu nur die Daten angeschaut, die auf der Übersichtsseite sichtbar sind:
- Titel
- Jahr der Erstzulassung
- Kilometerstand
- Leistung (PS und kW)
- Kraftstofftyp
- Fahrzeugtyp
- Preis
- Standort
- Verkäufer (“Privat” oder Händlername)
Der Händlername selbst ist mir dabei egal, für meine Auswertungen relevant ist lediglich, ob es sich um einen Privatverkäufer oder einen Händler handelt.
Herr und Frau Österreicher fahren Limousinen und VW
Aus dem Fahrzeugtyp geht hervor, dass in Österreich die meisten Autos Limousinen sind. Darauf folgen dann die Kombis und danach SUVs und Offroad-Fahrzeuge. Wenn man sich auf den Straßen umschaut, dürfte jedoch klar sein, dass der größte Teil von SUV/Offroad tatsächlich SUVs sind. Auffällig ist die Kategorie für führerscheinfreie Fahrzeuge, die jedoch keinen bedeutenden Anteil hat.
Die Title der Einträge bei willhaben beginnen in fast allen Fällen mit dem Herstellernamen gefolgt vom Modellnamen. Deshalb lässt sich auch ein sehr guter Überblick über die Markenpräsenz in Österreich erstellen.
Man sieht dass deutsche Hersteller die obersten drei Plätze belegen. Mit Abstand führt VW vor BMW und Audi. Eine Ausnahme in der Regel, dass der Titel mit dem Hersteller beginnt, scheinen die Einträge zu “Kleinbus” und “Pickup” darzustellen.
Klein aber fein: Der Kleinwagen
Ich interessiere mich für einen Kleinwagen, also VW Polo und ähnlich. Deshalb habe ich mich nach diesem Grobüberblick im weiteren Teil auf dieses Segment konzentiert.
Von der Wikipedia können wir uns die Kleinwagen mit den meisten Zulassungen im Jahr 2016 zusammensuchen. Eine Auswertung über alle Kleinwagen würde zu unübersichtlich werden. Deshalb schaue ich mir nur diese hier an:
- VW Polo
- Opel Corsa
- Skoda Fabia
- Mini Cooper
- Ford Fiesta
- Audi A1
- Renault Clio
- Seat Ibiza
Das Preisniveau dieser Fahrzeuge entspricht in etwa den Erwartungen: Der Audi und der Mini sind wesentlich teurer als Ford, Renault, Seat und Skoda. Für mich überraschend ist lediglich, dass der VW Polo mehrere tausend Euro günstiger ist als ein Audi A1. Ich hätte VW und Audi etwa gleich teuer eingeschätzt.
Ich habe hierbei nur Fahrzeuge mit maximal 150PS betrachtet, um sie grob vergleichbar zu halten. Eigentlich hätte ich 75PS gewählt, aber in dieser Leistungsklasse gab es anscheinend keinen Audi A1 in den Daten und bei 90PS wird die Regression (weiter unten) unplausibel, es gibt also vermutlich zu wenige Datenpunkte.
Wirklich interessant wird es, wenn man sich das Preisniveau der verschiedenen Fahrzeuge im Verlauf über die Zeit ansieht. Der Audi A1 und der Mini Cooper steigen hier hoch ein, bieten aber auch mehr Leistung. Für die übrigen Fahrzeuge hätte ein Vergleich bis zu 75PS gereicht, in dieser Klasse gab es aber keine oder nicht genug Audi A1 und Minis zum Vergleich. Zur Darstellung habe ich pro Fahrzeug eine Regression zweiter Ordnung über die Datenpunkte gebildet. Allerdings gibt es beim Audi nicht genügend Daten, um eine Regression über 10 Jahre zu bilden.
Sowohl der Audi als auch der Mini haben einen stärken Preisabfall als die übrigen Fahrzeuge und steuern außerhalb des Zeitraums von 10 Jahren auf einen gemeinsamen Punkt zu - grob geschätzt dürfte dies dem Lebensalter des Autos entsprechen.
Auffällig hierbei ist, dass der Skoda Fabia und der Seat Ibiza bei einem Alter von weniger als einem Jahr teurer einsteigen als der VW Polo. Dies liegt daran, dass es vom Seat Ibiza und Skoda Fabia eine Variante mit Turbolader gibt. Beim VW Polo gibt es zwar auch eine, jedoch findet man diese nicht so häufig. Meine Vermutung wäre, dass Interessenten des VW Polo mit Turbolader dann tendenziell einen VW Golf kaufen.
Nimmt man nur die Fahrzeuge mit maximal 75PS (hier sind die Turbolader-Varianten dann nicht mehr inkludiert), kommt man zu diesem Bild, das sehr realistisch aussieht:
Nach diesen Betrachtungen will ich noch ein paar Detailfragen untersuchen.
Ist das Auto vom Händler teurer als von einem Privatverkäufer?
In Österreich müssen Händler eine Gewährleistung auf verkaufte Fahrzeuge anbieten. Privatpersonen können diese ausschließen - und tun das auch üblicherweise. Außerdem hat der Händler seinen Standort und sein Personal zu bezahlen. Entsprechend dürfte es eine Preisdifferenz zwischen privat verkauften Fahrzeugen und von Händlern verkauften Fahrzeugen geben. Theoretisch möglich wäre jedoch auch, dass Privatpersonen denselben Preis wie Händler verlangen können - wenn den Kunden die Gewährleistung nicht wichtig wäre - und Privatverkäufer bei einem Privatverkauf einen wesentlich besseren Verkaufspreis erzielen könnten als bei einem Verkauf an einen Händler.
Um diese Frage beantworten zu können, müssen wir Fahrzeuge gleicher Art vergleichen. Ein erster Blick in die Daten zeigt, dass Händler die meisten Fahrzeuge im Bereich von ca. 18.000 Euro verkaufen, während der häufigste Preis bei privaten Angeboten bei wenigen Tausend Euro liegt. Diese Diskrepenz wird jedoch vermutlich eher durch unterschiedliches Alter und Kilometerleistung zustande kommen.
Schaut man sich die Daten für den VW Polo mit 75 PS oder weniger an, so ist bei jüngeren Modellen kein Unterschied erkennbar. Ab einem Alter von 7 Jahren findet man weniger Autos von Händlern und mehr von Privaten und dann liegen die Privatpreise auch minimal unter den Händlerpreisen.
Beim Opel Corsa dagegen sehen wir bei genauem Blick, dass mehr blaue Punkte für Privatverkäufer etwas weiter unten liegen als die grünen Punkte für Händlerangebote.
Gibt es unterschiedliche Preisniveaus in den österreichischen Städten?
Von einer Kollegin habe ich die Klage gehört, dass Autos in Graz besonders teuer seien - teurer als in anderen österreichischen Städten. Bei meiner eigenen Suche nach Fahrzeugen in Graz hatte ich dann zumindest den Eindruck, dass Fahrzeuge im Grazer Umland günstiger sind als in der Stadt selbst.
Hier können wir uns die Mittelwerte über alle Fahrzeuge unter 100.000 Euro ansehen. Die Grenze habe ich gelegt, um Ausreißer auszusortieren. Die Annahme wäre hierbei, dass in ganz Österreich ungefähr die gleichen Autos verkauft werden - was sehr leicht eine falsche Annahme sein kann.
Schränken wir die Auswahl auf 20.000 Euro und damit auf Kleinwagen ein, so ist nur mehr ein winziger Unterschied zwischen den einzelnen Standorten erkennbar. Dies passt zu der Information aus Zeitungen, dass die Gewinnmarge bei Kleinwagen sehr gering sei.
Dies war ein kleiner Ausflug in die Welt der Daten anhand des österreichischen Fahrzeugmarkts. Solltet ihr weitere Fragen und Anregungen haben, schickt mir einfach eine Mail.
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